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Aufarbeitung Missbrauch: Interview mit Stephan Schonhardt

Aufarbeitung Missbrauch: Interview mit Stephan Schonhardt

„Ich schäme mich für diese Mitbrüder“

Stephan Schonhardt, Pfarrer von Hergiswil, zu den jetzt publizierten Fakten über die vielen Missbräuche in der Katholischen Kirche.

Die Dimension, die Zahlen der Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche sind noch viel höher als bisher angenommen: was war Ihre erste Reaktion auf die neuste Studie der Uni Zürich?

Es ist eine Katastrophe, dass das Vertrauen, welches Gläubige in geistliche Personen setzten, schamlos ausgenutzt wurde. Und dass Priester, die eigentlich Jesus in den Sakramenten vertreten sollen, so weit abirren, ihren Stand pervertieren und zum Werkzeug des Bösen werden können. Es ist wichtig, dass die Kirche vor Ort und im Gesamten Massnahmen ergreift, um sicherzustellen, dass solche Vorfälle nicht mehr vorkommen. Ich schäme mich für diese «Mitbrüder».

Warum war die Katholische Kirche bis jetzt nicht in der Lage klar zu sagen: ja, wir haben ein grosses Problem in unseren Kreisen?

Beim sexuellen Missbrauch von Minderjährigen handelt es sich um ein gesellschaftliches Problem – nicht nur um ein Problem der katholischen Kirche. Nur ist es besonders abscheulich, wenn im Rahmen der Kirche derartiges geschieht. Man weiss, dass es pro Jahr in der Schweiz 45’000 Fälle von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen in allen Schichten der Gesellschaft gibt. Vor allem in Familien, Sportvereinen und anderen Organisationen. Heute haben wir eine andere Sensibilität zu diesem Thema entwickelt als dies noch vor 40 Jahren der Fall war. Denken Sie an die 80er-Jahre zurück. Da haben Politiker gewisser Kreise sich für Praktiken mit Minderjährigen als charakterfördernde Massnahmen ausgesprochen. Ein übles Kapitel, dass bis heute nicht aufgearbeitet wurde. Und so muss das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Aufklärung dieser Verbrechen erst wachsen. Ich bin froh, dass die katholische Kirche seit einer gewissen Zeit darum bemüht, nun schonungslos aufzudecken, was in ihren Kreisen geschehen ist.

Immer wieder kommt zum Vorschein, dass Vorgesetzte bekannte Missbrauchsfälle unter den Teppich gekehrt haben, anstatt nötige Schritte zu unternehmen. Was bewog in Ihren Augen diese Kaderleute zu diesem Tun?

Vor allem manche Bischöfe und ihre Zuarbeiter haben in der Vergangenheit oft versucht, den sexuellen Missbrauch durch ihre Mitarbeiter zu vertuschen und zu leugnen, um Schaden von sich und der Kirche fernzuhalten. Dabei steht schon in der Heiligen Schrift, dass es nichts Verborgenes gibt, das nicht bekannt wird, und nichts Geheimes, das nicht an den Tag kommt. Aber auch Menschen in der Gemeinde vor Ort haben oft weggesehen. Oder, wie ich gestern gehört habe, dass es irgendwo einen Pfarrer mit dem Spitznamen «Pfarrer Tätschli» gegeben haben soll, dann haben alle irgendwie versagt. Von den Eltern, über die Mitarbeiter der Kirche bis hin zum Bischof.

Als Kernproblem der Missbrauchsthematik wird meistens die Sexualmoral der Kirche an den Pranger herangezogen. Wenn man das Problem wirklich lösen möchte, müsste nicht da der Hebel angesetzt werden, Stichwort Zölibat?

Dies ist ein oft gehörtes und sich immer wiederholendes Narrativ, das ich so nicht teile – und das sagen auch Psychiater und Psychotherapeuten. Wer sich an die – übrigens biblisch begründete – Sexualmoral der Kirche hält, begeht keinen Missbrauch. Man kann dies übrigens in der Ausgabe vom 13.9.2023 auch in der Nidwaldner Zeitung im Interview mit Herrn Urbaniok nachlesen, der Psychiater und Psychotherapeut ist. Wenn Sie den Zölibat als ausschliesslichen Grund heranziehen, dann stelle ich die Gegenfrage: wieso gibt es dann pro Jahr 45’000 Fälle von sexuellem Missbrauch in der Gesellschaft, die ja gar nicht nach dem Zölibat lebt? Nein, das Problem liegt jeweils in der unreifen oder krankhaften Persönlichkeitsstruktur der Täter, ob dies nun Priester, Ordensleute oder nicht geweihte Menschen sind. Ein Priester, der den Zölibat versprochen hat, muss auch ein Mann des Gebets sein, damit er diese Lebensform bejahen und leben kann. Die persönliche Christusbeziehung ist für mich das entscheidende Momentum. Dies gilt übrigens auch für eine gelingende Ehe im christlichen Sinn.

Ich bin froh, dass die Kirche Mitarbeiter nun systematischer prüft und genauer hinschaut, wer geweiht oder eingestellt wird. Wir mussten in der Priesterausbildung über Jahre mehrere Gespräche und Checks mit unterschiedlichen Psychologen durchführen. Die Kirche hatte hier schon 2008 eine hohe Sensibilität entwickelt. Hundertprozentige Sicherheit wird es aber in der Fläche nie geben können. Deswegen ist die Sensibilisierung im Team so wichtig. Es darf nie jemand allein mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Es braucht das Vier- oder Mehraugenprinzip. Natürlich ist dies in der persönlichen Seelsorge manchmal nicht einfach.

 

Hergiswil ist bis anhin von Missbrauchsfällen verschont geblieben: Was macht diese Gemeinde, was machen Sie richtig, um auch in Zukunft nie in solche Schlagzeilen zu kommen?

Ich hoffe und wünsche der Gemeinde, dass aus früheren Zeiten nicht noch etwas zum Vorschein kommt. Unsere Mitarbeiter sind mehrfach entsprechend geschult worden. Für uns gibt es klare Standards, wenn wir mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten: Niemand darf sich allein mit Schutzbefohlenen in einem Raum aufhalten. Bei Jugendfreizeiten müssen stets mehrere erwachsene Personen dabei sein. Und es gibt Nachtwachen. Selbst wenn ein Ministranten-Gewand in der Sakristei nicht «richtig sitzt», müssen sich die Minis gegenseitig selbst helfen. Auch bei medizinischen Notfällen braucht es stets das Mehraugenprinzip. Mit den zahlreichen Schulungen sind wir – so meine ich zumindest – recht gut sensibilisiert.

Was kann eine kleine Gemeinde wie Hergiswil beitragen bei der Bewältigung dieser – man muss es so nennen – Krisensituation in der Katholischen Kirche?

Wenn ich als Geistlicher hier antworten soll: An erster Stelle sollte – das hört sich natürlich pathetisch an – die Festigung jedes einzelnen Mitarbeiters und Gläubigen in Jesus Christus stehen. Wenn wir von der Katholischen Kirche sprechen, dann sind ja nicht nur die Amtsträger betroffen, sondern auch alle Mitglieder der Kirche – also Eltern, Lehrer, Nachbarn, Schulkammeraden, Pfadi usw. Missbrauch ist ein grosses kirchliches und gesellschaftliches Problem. Und hier können wir viel tun: wir können auf Verhaltensänderungen reagieren. Kinder, die sexuell missbraucht wurden, können Verhaltensänderungen zeigen. Sie können z.B. ängstlicher oder zurückgezogener werden oder sich anders als üblich verhalten. Sie können Angstzustände entwickeln oder in Depressionen verfallen. Ich denke, eine erste Anlaufstelle kann immer auch die Schulleitung der Schulen in Hergiswil sein. Diese Leute sind hochprofessionell.

Auf dieser Webseite sind Adressen von Ärzten der Kinder- und Jugendmedizin aufgeführt, die weiterhelfen können bei Auffälligkeiten.

Missbrauchs-Betroffene: Ansprechpersonen für die Innerschweiz.

Lydia Leumann-Kohler,
Telefon 078 601 69 02, Email: lydia.leumann@gmx.ch

Dr. med. Carole Bodenmüller, Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin FMH/SGP, Telefon 079 817 94 91, Email: carole.bodenmueller@hin.ch

Betroffenen steht es frei, auch Ansprechpersonen ausserhalb der Region ihres Wohnortes zu kontaktieren. Zur Übersicht.

Kantonaler Besinnungsgottesdienst

Im Zuge der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche wird ein kantonaler Besinnungsgottesdienst durchgeführt. Wir setzen gemeinsam ein Zeichen – am 22.09.2023 um 18.00 Uhr in der Pfarrkirche Stans.

Aufarbeitung Missbrauch

Aufarbeitung Missbrauch

Aufarbeitung Missbrauch

 

Die Katholische Kirche der Schweiz will den sexuellen Missbrauch in ihren Reihen aufarbeiten und Massnahmen ergreifen.

Die drei nationalen kirchlichen Institutionen der Schweiz – SBK, RKZ und KOVOS – haben 2021 gemeinsam entschieden, die Geschichte des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Erwachsenen durch katholische Kleriker, kirchliche Angestellte und Ordensangehörige in der Schweiz seit den 1950er Jahren von unabhängiger Seite wissenschaftlich erforschen zu lassen. Dazu haben sie der Universität Zürich den Auftrag für ein einjähriges Pilotprojekt (2022–2023) erteilt. Im Zentrum steht die Erforschung der Mechanismen und Strukturen, die sexuellen Missbrauch ermöglichten und die verhinderten, dass dieser aufgedeckt und geahndet wurde.

Ende Juni 2023 haben SBK, RKZ und KOVOS zudem entschieden, die unabhängige historische Erforschung in einem dreijährigen Folgeprojekt 2024–2026 zu vertiefen. Mittlerweile sind die Verträge für das Projekt im Rahmen von 1.5 Mio. Franken unterzeichnet. Damit will die Kirche ihre
Verantwortung gegenüber den Betroffenen und der Gesellschaft wahrnehmen und ihre eigene Vergangenheit konsequent aufarbeiten. Zentrales Anliegen ist, den Missbrauch in den eigenen Reihen und dessen Ursachen noch entschiedener zu bekämpfen und weitere Opfer zu verhindern.

 

Das Scheitern anerkennen und durchbrechen 
Der Schlussbericht des Pilotprojekts, der am 12. September 2023 veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass sexueller Missbrauch und dessen Vertuschung auch in der katholischen Kirche Schweiz System hatte. Wichtige Grundzüge der katholischen Kirche haben sexuellen Missbrauch in diesem Aussmass überhaupt ermöglicht oder gar begünstigt. Gemeint sind «die spirituellen, sozialen und ökonomischen Machtkonstellationen […] die den Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche in der Schweiz seit 1950 prägten und ‘spezifisch katholisch’ sind». Dazu gehören beispielsweise klerikale Machtpositionen und spiritueller Missbrauch, das Priesterbild sowie die Ausbildungs- und Personalpolitik, die künftige Seelsorgende in der Vergangenheit nur ungenügend bis gar nicht auf ihre professionelle Eignung im Umgang mit Menschen geprüft hat. Ebenso ist damit eine Sexualmoral gemeint, die durch eine weitgehende Tabuisierung von Sexualität «verhinderte, dass über Missbräuche gesprochen wurde und diese sanktioniert wurden.» Auch die Haltung gegenüber Frauen, die nicht selten als Arbeitskräfte ausgenutzt wurden, bildete gerade in den von Ordensgemeinschaften geführten Heimen und Schulen eine Grundlage für Überforderung und Gewalt.

Viele kirchliche Institutionen haben in den letzten 20 Jahren bereits verschiedene Schritte unternommen, um das Geschehene aufzuarbeiten und dem Risiko von sexuellen Übergriffen präventiv zu begegnen. SBK, RKZ und KOVOS haben neben der Fortführung der wissenschaftlichen Erforschung weitere Massnahmen beschlossen, um institutionelle Mängel auf nationaler Ebene anzugehen:

1. Für Betroffene sowie Informantinnen und Informanten sollen schweizweit professionelleAngebote geschaffen werden, bei denen sie Missbräuche melden können.

2. Künftige Priester, ständige Diakone, Mitglieder von Ordensgemeinschaften und Seelsorgende sollen im Rahmen ihrer Ausbildung standardisierte psychologische Abklärungen durchlaufen.

3. Für die Führung von Personaldossiers und für die Weitergabe von relevanten Informationen über kirchliche Mitarbeitende werden Mindeststandards eingeführt.

4. Die Mitglieder aller drei Auftraggeberinnen verpflichten sich, keine Akten mehr zu vernichten, die im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen stehen oder den Umgang damit dokumentieren.

Missbrauchs-Betroffene: Ansprechpersonen für die Innerschweiz, hier bekommen Sie Hilfe.

Lydia Leumann-Kohler,
Telefon 078 601 69 02, Email: lydia.leumann@gmx.ch

Dr. med. Carole Bodenmüller, Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin FMH/SGP, Telefon 079 817 94 91, Email: carole.bodenmueller@hin.ch

Betroffenen steht es frei, auch Ansprechpersonen ausserhalb der Region ihres Wohnortes zu kontaktieren. Zur Übersicht.

Kantonaler Besinnungsgottesdienst

Im Zuge der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche wird ein kantonaler Besinnungsgottesdienst durchgeführt. Wir setzen gemeinsam ein Zeichen – am 22.09.2023 um 18.00 Uhr in der Pfarrkirche Stans.

Glaubenskurs 5

Warum gibt es Leid?

Glaubenkurs 5

Zusammenfassung:

 

  1. Je grösser die Gottvergessenheit, desto stärker die Frage nach dem „Warum“!
  2. Es gibt das moralische Übel und das physikalische Übel.
  3. Die Schöpfung ist in Freiheit entlassen – wir sind keine Marionetten Gottes.
  4. Es gibt zwei Schöpfungsursachen: GOTT und die Einflussfaktoren im Zeitablauf.
  5. Am Ende wird alles gut werden: „Siehe ich mache alles neu„.

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Gottvergessenheit

Je mehr der Mensch in die Gottvergessenheit abrutscht, desto häufiger hört man von ihm die Frage nach dem ´Warum?´

So hat es Pater Buob in seinem Vorwort zum Buch „Gott, wo warst Du?“ festgestellt.

Und im Grunde trifft diese Aussage den Kern:

Je weiter Gott weg ist, je geringer die Beziehung zu ihm, desto mehr fallen die Menschen in die Sinnlosigkeit. So bleibt oft nur der Tod oder die Resignation.

Zwei Arten von Übeln

In seinen Ausführungen zur Theodizee-Frage (griech.: «Anklage Gottes») ging der deutsche Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz der Frage nach, wie ein guter Gott mit dem Leid in der Welt zu vereinbaren sei.

Leibnitz ordnet die bis heute in der Philosophie gebräuchliche Unterscheidung zweier Übel, die bereits auf den Bischof Augustinus von Hippo zurückgehen:

  • Malum morale (moralisches Übel)
    Das moralische Übel hat seine Ursache in der menschlichen Freiheitsentscheidung. Also in der Freiheit des Menschen, sich für Gut oder Böse zu entscheiden, Ausbeutung der Schöpfung.
  • Malum physicum (physikalisches Übel)
    Das physikalische Übel ist nicht die Folge einer menschlichen Freiheitsentscheidung. Gemeint sind Naturkatastrophen, Krankheiten, Missbildungen usw.

Allerdings kann es zwischen beiden Übeln auch Überschneidungen geben: denken wir an eine werdende Mutter, die durch fortgesetzten Nikotin-, Drogen- oder Alkoholkonsum Missbildungen beim Fötus in Kauf nimmt und letztlich auch verursacht.

Oder:

Infolge der von Geldgier getriebenen Ausbeutung der Erde durch unseren Konsum stossen wir vermehrt CO2 aus, was wiederum zu Klimaveränderungen und extremen Wettersituationen führen kann.

(Anm.: auf das malum metaphysicum gehe ich hier nicht ein.)

Anklage Gottes (Griech.: Theodizee)

Nicht nur Menschen leiden, auch Tiere – in gewissem Sinne leidet die gesamte Schöpfung:

Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.“

Röm 8,22

Dennoch glauben die Christen, dass sich das Leben lohnt, dass sich jedes Leben lohnt, das Gott schenkt.

Doch sie müssen sich hämische Fragen gefallen lassen:

„Wo war euer Gott, als dies oder jenes passiert ist?“

Was tun sie dann?

 

Am besten leiten sie diese Frage an Gott weiter, manchmal unter Tränen, manchmal mit einem leicht rebellischen Unterton, wie es Romano Guardini getan hat:

„Warum, Gott, brauchst du zum Heil die fürchterlichen Umwege, das Leid der Unschuldigen, die Schuld?“

Guradini meinte, er werde sich im Letzten Gericht nicht nur fragen lassen, sondern auch selbst Fragen stellen.

Schon in der Bibel führen Menschen einen vorwurfsvollen Dialog mit Gott und klagen ihn regelrecht an:

„HERR, warum bleibst du so fern, verbirgst dich in Zeiten der Not?“

Psalm 10,1

 

Oder da ist Ijob, dem alles genommen wird und der mit Gott einen Dialog führt:

„Ich schreie zu dir und du antwortest mir nicht; ich stehe da, doch du achtest nicht auf mich. Du wandelst dich zum grausamen Feind gegen mich, mit deiner starken Hand befehdest du mich.“

Ijob 30,20-21

 

Was antwortet Gott?

Wer ist mir je entgegengetreten, dass ich ihm etwas zurückgeben müsste? Alles unter dem Himmel ist mein.

Ijob 41,3

 

Die Erkenntnis Ijobs:

Da antwortete Ijob dem HERRN und sprach: Ich habe erkannt, dass du alles vermagst. Kein Vorhaben ist dir verwehrt. Wer ist es, der ohne Einsicht den Rat verdunkelt? – Fürwahr, ich habe geredet, ohne zu verstehen, über Dinge, die zu wunderbar für mich und unbegreiflich sind.

Hör doch, ich will nun reden, ich will dich fragen, du belehre mich! Vom Hörensagen nur hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. Darum widerrufe ich. Ich bereue in Staub und Asche.

Ijob 42,3-6 

Gott entliess die Schöpfung in Freiheit

Gott ist von der Schöpfung radikal verschieden. Er selbst ist nicht Bestandteil der Schöpfung (mit Ausnahme seinerzeit von Jesus Christus, der Mensch geworden ist), sondern er durchdringt sie mit seinem Geist.

In der Philosophie ist der Gedanke unumstritten, dass im göttlichen Schöpfungsakt die Freiheit eine entscheidende Bedeutung einnimmt.

Gott hat die Schöpfung in Freiheit entlassen und sich insoweit selbst in seiner Macht begrenzt.

Denn nur in Freiheit ist Liebe möglich.

Freiheit ist die von Gott geschenkte Kraft, ganz aus sich selbst handeln zu können; wer frei ist, handelt nicht mehr fremdbestimmt.

Gott hat uns als freie Menschen erschaffen und will unsere Freiheit, damit wir uns aus ganzem Herzen für das Gute, ja für das höchste „Gut“ – also für Gott – entscheiden können. Je mehr wir das Gute tun, desto freier werden wir.

YOUCAT 286

FREIHEIT IST DER GRÖSSTE AUSDRUCK DER LIEBE

Beispiel:

Ich weiss nicht, ob du in einer Beziehung lebst oder ob du verliebt bist. Aber stell dir einmal vor, du würdest deiner Partnerin/deinem Partner jeden Schritt vorschreiben.

Dein Partner (ich verwende zur Vereinfachung jetzt nur noch das Wort „Partner“) dürfte ohne dein Wissen nirgendwohin gehen. Oder du würdest deinen Partner ständig anrufen und nachfragen, was er gerade tut und wo er sich befindet.

Glaube mir, über kurz oder lang wird diese Beziehung zerstört sein. Der Mensch braucht Freiheit.

Je grösser dein Vertrauen in deinen Partner ist, desto mehr kannst du ihm Freiheit geben. Du musst nicht zu jeder Minute wissen, wo sich dein Partner gerade befindet und was er gerade tut. Du vertraust ihm.

Alles andere ist Misstrauen und eine Beschneidung der Freiheit.

Deswegen kann man sagen, dass zur Liebe gegenüber einem Menschen ein grosses Mass an Freiheit und Vertrauen gehört. Und deshalb musste Gott die Schöpfung in Freiheit entlassen.

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WIR WÄREN MARIONETTEN, HÄTTEN WIR DIE FREIHEIT NICHT!

Was wäre, wenn wir von dem Denkmodell ausgehen würden, das besagt, dass jeder Schritt und Tritt, den wir Menschen tun, von Gott vorherbestimmt wäre?

Wenn man davon ausginge, dass alles vorherbestimmt ist, dann wären wir nichts anderes als „Marionetten“ Gottes. So wie die Marionetten eines Puppenspiels, würde Gott jeden Schritt und Tritt von uns lenken.

Es gibt viele Menschen, die genau so denken und glauben, dass alles vorherbestimmt sei. Wo aber bliebe dann unsere Freiheit? Wie könnte ich dann entscheiden, ob ich in meinem Leben diesen oder jenen Weg einschlagen will? Ob ich einem Menschen in Not helfe oder nicht helfe?

Ich wäre, um bei dem Puppenspiel zu bleiben, tatsächlich nur eine Marionette im Wortsinne. Ich könnte nicht selber entscheiden, was ich tun will oder unterlassen möchte. 

Ich wäre kein freier Mensch mit einem freien Willen.

Ich würde dann auch keine Verantwortung für mein Tun und Unterlassen übernehmen müssen. Dies würde auch ganz entscheidend der Aussage Jesu Christi widersprechen, der nämlich gesagt hat, dass Gott immer noch am Werk sei und dass wir als Mitschöpfer an der Schöpfung einen Auftrag haben, d.h. wir sind beauftragt, aktiv daran mitzuwirken, wie die Welt aussehen soll.

(vgl. Johannes 5,17)

AUS LIEBE INS DASEIN GERUFEN

Zu seiner Schöpfung gehören ja auch wir Menschen.

Die Wissenschaftler sagen, dass es Hinweise gibt, dass die ganze Schöpfung nur darauf ausgelegt ist, den Menschen hervorzubringen. Diese Gesetzmässigkeiten in der Biologie und Physik bezeichnet man deswegen auch als sogenanntes „anthropisches Prinzip“. Dies ist griechisch und bedeutet nichts anderes als „menschliches Prinzip“.

Dieses Prinzip umschreibt die Tatsache, dass das Universum ganz genau die Eigenschaften aufweist, die notwendig sind, um Wesen hervorbringen zu können, die bewusstseinsfähig sind. 

Wäre beispielsweise der Grad der Kernkraft, welche den Zusammenhalt eines Atomkerns garantiert, nur minimal verschieden, würde die Sache mit den Menschen und Tieren schon nicht mehr funktionieren. Es hätte beispielsweise auch kein Wasser entstehen können.

Gott hat also in unbeschreiblicher Liebe die Schöpfung ins Dasein gerufen.

Man kann sagen, mit dem Urknall wurde die gesamte Entwicklung des Universums und der Erde mit ihren Lebewesen in Gang gesetzt. Gott hat lediglich ein paar Parameter mit auf den Weg gegeben, damit das Ganze in einem gewissen Rahmen funktionieren kann. Diese Parameter nennen wir Naturgesetze. Wenn es keine Naturgesetze gegeben hätte, dann wäre die Erde und das Universum heute nicht in der Form vorhanden und den Menschen würde es nicht geben.

SIND WIR TROTZ FREIHEIT IN GOTT GEBORGEN?

Ja, aber auf geheimnisvolle Weise. 

Trotz der Freiheit, die Gott uns für unsere Entscheidungen gibt, führt er alles auf Wegen, die nur er kennt, seiner Vollendung entgegen. Zu keinem Zeitpunkt fällt das, was er geschaffen hat, aus seinen Händen.

Gott wirkt sowohl auf die grossen Ereignisse der Geschichte als auch auf die kleinen Ereignisse unseres persönlichen Lebens ein, ohne dass er deshalb unsere Freiheit beschneiden würde und wir nur Marionetten seiner ewigen Pläne wären.

In Gott „leben wir, bewegen wir uns und sind wir

(Apostelgeschichte 17,28).

 

Gott ist in allem, was uns in den Wechselfällen unseres Lebens entgegenkommt, auch in den schmerzlichen Ereignissen und den scheinbar sinnlosen Zufällen. Gott will auch auf den krummen Linien unseres Lebens gerade schreiben. Was er uns wegnimmt und was er uns schenkt, worin er uns stärkt und worin er uns prüft – all das sind Fügungen und Zeichen seines Willens.

YOUCAT 49

Moralische Übel (Malum Morale)

Berufen zur Heiligkeit

Das Moralische Übel ist schnell erklärt und in sich verständlich:

Würde nach christlicher Auffassung jeder die zehn Gebote und die erweiterte jesuanische Ethik beachten, gäbe es kein durch moralische Fehlhandlungen verursachtes Leid.

Was sagt die Heilige Schrift?

Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch eure ganze Lebensführung heilig sein. Denn es steht geschrieben: Seid heilig, weil ich heilig bin!

  1. Petrusbrief 1,15-16

Das Gebot der Nächstenliebe ist uralt; es taucht schon in Levitikus 19,18 auf („Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der HERR!“) und wird dort durch viele Einzelbestimmungen konkretisiert.

Als Jesus gefragt wurde, greift er die Lehre auf und verstärkt sie: „Welches Gebot ist das erste von allen?

Jesus antwortete:

Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft.

Als zweites kommt hinzu:

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ (Mk 12,28-31)

Jesu‘ Radikalisierung ist an mindestens zwei Stellen besonders greifbar, so in der Bergpredigt, wo es heißt:

„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.

Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“

(Mt 12,43-45)

 

Das zweite große Lehrstück Jesu über die Nächstenliebe ist das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37); hier versagen die eigentlich zur Liebe Berufenen, aber ausgerechnet der samaritanische Aussenseiter erweist sich als der wahre, Gott gefallende Liebende.

Reicht entfaltet werden die Facetten der Liebe in 1 Kor 13 („langmütig, … gütig, … trägt das Böse nicht nach“, usw.).

 

Im Ganzen gilt:

„Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht.“

(1 Joh 4,20)

(YOUCAT Nächstenliebe)

PAULUS: „ICH TUE NICHT DAS GUTE, DAS ICH WILL“

Wir wollen alles gut machen, aber wie haben wie eine Faust im Nacken. Es ist, als würde uns jemand diktieren, das genaue Gegenteil vom Guten zu tun.

Physikalisches Übel (Physicum Morale)

Naturkatastrophen

Unter Naturkatastrophen verstehen wir die natürliche Entfesselung der Naturkräfte. Darunter zählen Erdbeben, Vulkanausbrüche, Wirbelstürme usw. Sie können dem Menschen und den Lebewesen grossen Schaden zufügen.

Daneben gibt es auch die vom Menschen beeinflussten Veränderungen durch den Klimawandel.

Im Grunde können wir zu diesen Schadensereignissen nicht viel sagen. Auch sie unterliegen dem Spiel der in Freiheit entlassenen Schöpfung. Wir müssen sie hinnehmen und das Gleichnis Jesu von den klugen und den törichten Jungfrauen immer vor Augen haben: Wir sollten als Christen immer für den Moment bereit sein, wenn wir vor Gottes Angesicht treten.

(Matthäus 25,1-13)

Krankheiten

Gott hat aus Liebe die Schöpfung ins Dasein gerufen.

Man kann sagen, mit dem Urknall wurde die gesamte Entwicklung des Universums und der Erde mit ihren Lebewesen in Gang gesetzt. Gott hat lediglich ein paar Parameter mit auf den Weg gegeben, damit das Ganze in einem gewissen Rahmen funktionieren kann.

Diese Parameter nennen wir Naturgesetze. Wenn es keine Naturgesetze gegeben hätte, dann wäre die Erde und das Universum heute nicht in der Form vorhanden und den Menschen würde es nicht geben.

Diesen Vorgang des Urknalls mit der „Beigabe“ der Naturgesetze bezeichnet man als

 

1. Ursache der Schöpfung: GOTT.

2. Ursache der Schöpfung: unzählige Ursachen.

Am Anfang gab es keine Lebewesen. Aber es gab zum Zeitpunkt des Urknalls schon alle Bausteine, die auch in unserem Körper stecken.

Die in der biologische Masse unseres Körpers enthaltenen Elementarteilchen existieren bereits seit 14,7 Milliarden Jahren. Erst durch den ganz individuellen Bauplan, den wir auch als DNA bezeichnen, sind diese Elementarteilchen zum menschlichen Körper geworden. Genauso ist es mit den Haaren, und mit allen anderen Zellen, die deinen Körper ausmachen.

Die Elementarteilchen, aus denen du gebaut bist, bestehen also seit 14,7 Milliarden Jahren und haben im Laufe dieser Zeit immer unterschiedliche Formen eingenommen.

Vielleicht waren Teile davon mal in einem Baum, in einem Dinosaurier, in einem Grashalm oder sonst einem Tier. Das Tier ist gestorben, der Baum ist eingegangen, verrottet, und wieder zu einer Pflanze geworden. Ein Tier hat diese Pflanze wieder gefressen, ausgeschieden, erneut verrottet usw. Hier beginnt ein Kreislauf, der bis zu deinen Vorfahren reicht.

Auch deine Eltern haben pflanzliche und tierische Eiweiße gegessen und auf diese Art und Weise halten sie ihren Körper am Leben. Auch du bist irgendwann im Leib deiner Mutter entstanden und herangewachsen, weil deine Mutter Nahrung zu sich genommen hat.

Das Einzige, was einen Menschen – biologisch gesehen – ausmacht, ist die DNA, ein unbeschreiblich kompliziertes Gebilde, wie ein grosses Computerprogramm, das, vereinfacht gesagt, jedem Molekül die Information gibt, was es jetzt in deinem Körper werden soll: Haarzelle, Leberzelle, Hautzelle, Knochenzelle usw.

Und so wird deutlich, dass die Bausteine, die deinen Körper ausmachen, schon seit dem Urknall bestehen und in diesen 14,7 Milliarden Jahren allerhand Einflussfaktoren ausgesetzt waren.

Auch jetzt noch, wenn du schon seit einigen Jahren geboren bist und auf dieser Erde lebst, sind deine Körperzellen bestimmten Einflussfaktoren ausgeliefert. Denke nur an Nikotin, natürliche StrahlungUmweltgifte usw. Jeder Mensch ist unzähligen Einflussfaktoren ausgeliefert.

Und jetzt kann es passieren, dass diese Einflussfaktoren zu Fehlinformationen in den Zellen führen und ein Mensch krank wird. Plötzlich erhält er z.B. die Diagnose: Krebs. Oder ein Mensch wird mit einer Beeinträchtigung geboren.

Gott wollte die Erkrankung nicht, aber sie ist durch diese Prozesse entstanden.

(vgl. Karl-Heinz Menke: Handelt Gott, wenn ich ihn bitte?)

Der theologische Sinn im Leid

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Wenn der Mensch in Leid und Not hineingeführt wird, etwa durch äussere Umstände, Situationen, vielleicht sogar durch die Bosheit von Menschen, dann benutzt Gott es, indem er das Leid mit seinem Leiden verbindet, damit es sehr wertvoll wird, nicht nur für mich, sondern auch für die anderen.

Dadurch kommt ein tiefer Sinn, ein Licht in das Leiden. Leiden und Tod sind (nach der heiligen Schrift) Folgen der Sünde. Weil Jesus die Sünde auf sich nahm, hat er auch deren Folgen auf sich genommen.

Wenn ich Leid mit ihm zusammen auf mich nehme, darf ich Menschen miterlösen.

Gott hat Pläne des Heils mit mir, wofür ich ihm eine Ewigkeit dankbar sein werde – aber ich verstehe manches heute noch nicht.

Deswegen ist es wichtig, dass ich Jesus vertraue, ihm glaube und ihn liebe.

Wenn ich in Bedrängnis bin, kann ich erfahren und bezeugen, ob ich glaube und vertraue oder nicht. Deshalb führt Gott jeden von uns immer wieder an kleinere und grössere Grenzen, wo er uns gewissermassen üben lässt.

Dabei müssen nicht immer nur schreckliche Dinge geschehen, es genügen auch die kleinen Kreuze im Alltag.

Glaubenszeugnis

Es gab einmal einen Mann, der hatte keine Kraft und Energie mehr. Wenn er beim Dasitzen nur schon etwas leichtes tat, schwitzte er schon. Er glaubte, er könne nie wieder arbeiten, geschweige denn, einen Vortrag halten. Als es nach längerer Zeit wieder langsam aufwärts ging und er wieder zu arbeiten begann, war er restlos begeistert und hatte grosse Freude über das neue Leben das wieder möglich war. Jedoch ohne die erlebte Grenze wüsste er nicht, wie beglückend es ist, wieder Energie zu haben und wieder am Leben teilnehmen zu können.

Gott ist in allem, was uns in den Wechselfällen unseres Lebens entgegenkommt, auch in den schmerzlichen Ereignissen und den scheinbar sinnlosen Zufällen. Gott will auch auf den krummen Linien unseres Lebens gerade schreiben. Was er uns wegnimmt und was er uns schenkt, worin er uns stärkt und worin er uns prüft – all das sind Fügungen und Zeichen seines Willens.

YOUCAT 49

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Auf Jesus vertrauen!

Im Psalm 37 heisst es:

Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue ihm, er wird es fügen!

Psalm 37,5

Auch in der Stunde schweren Leids ist es wichtig, am Herrn Jesus festzuhalten und ihm den Weg anzubefehlen.

 

Auch auf dem Wasser offenbarte sich Jesus als Retter und Sohn Gottes:

Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?

Mt 14, 26-31

Er ermutigt uns, ihm stets zu vertrauen und uns nicht zu fürchten, selbst wenn wir grosse Ängste haben. Er wird am Ende alles zum Guten führen. Selbst der Tod auf Erden spielt für ihn keine Rolle, denn das Leben geht für die weiter, die an ihn glauben!

Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?

Johannes 11,25-26

Die Welt wird vollendet werden!

Am Ende der Zeiten wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde erschaffen.

Das Böse wird keine Macht und keine Anziehungskraft mehr haben. Die Erlösten werden Gott von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen – als Freunde. Ihre Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit wird erfüllt sein.

Gott zu schauen wird ihre Seligkeit sein.

Der Dreifaltige Gott wird unter ihnen wohnen und alle Tränen von ihren Augen abwischen: der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.

(YOUCAT 164)

19.02.2023 / Pfr. Stephan Schonhardt

Glaubenskurs

Glaubenskurs

Glaubenskurs

DER CHRISTLICHE GLAUBE KURZ UND NIEDERSCHWELLIG ERKLÄRT

Die einzelnen Themen:

Kurs 1 – GOTT UND EVOLUTION

  • Wurde die Welt in sieben Tagen erschaffen oder durch Evolution in Millionen Jahren?
  • Steht am Anfang der Zufall oder Gott?
  • Ist Evolutionsforschung überhaupt naturwissenschaftlich?
  • Waren Adam und Eva die ersten Menschen?

Anmerkung: die nachfolgenden Ausführungen wurden vorab durch studierte Biologen und Physiker redigiert.

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Kurs 2 – DIE GEBURT JESU / PERSON

  • In welchem Jahr ist Jesus geboren worden?
  • Gab es den Stern von Bethlehem?
  • Was bedeutet der Name «Jesus»?
  • Jedes Detail der Prophezeiungen über Jesus erfüllte sich. Ist das Zufall?

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Kurs 3 – DAS LEBEN JESU

  • Jesus sagt über sich selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
  • Sein moralisches Niveau ist unerreichbar.
  • Seine Mutter war die heilige Jungfrau Maria, die Jesus durch den Heiligen Geist empfangen hat.
  • Mit 30 Jahren beginnt Jesus seine Lehrtätigkeit und sein erlösendes Werk.
  • Das Motto seines Lebens war Gehorsam gegenüber dem Vater.
  • Er errichtete das Reich Gottes unter den Menschen.

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Kurs 4 – WIE BETEN?

  • Beten ist ein Reden mit Gott.
  • Wer betet, kann von sich aus eine Beziehung zu Gott aufbauen.
  • Vorteile des Betens: Unser Leben wird
    reicher und
    unbeschwerter,
    wir verlieren Ängste, wenn wir Gott aktiv darin einbeziehen!
  • Es gibt ein paar Regeln beim Beten.
  • Psalmen sind Gebete für alle Lebenslagen.

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Kurs 5 – WARUM GIBT ES LEID?

  • Je grösser die Gottvergessenheit, desto stärker die Frage nach dem „Warum„!
  • Es gibt das moralische Übel und das physikalische Übel.
  • Die Schöpfung ist in Freiheit entlassen – wir sind keine Marionetten Gottes.
  • Es gibt zwei Schöpfungsursachen: GOTT und die Einflussfaktoren im Zeitablauf.
  • Am Ende wird alles gut werden: „Siehe ich mache alles neu„.

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Glaubenskurs 4

Wie beten?

Glaubenkurs 4

Zusammenfassung:

  1. Beten ist ein Reden mit Gott.
  2. Wer betet, kann von sich aus eine Beziehung zu Gott aufbauen.
  3. Vorteile des Betens: Unser Leben wird
    reicher und
    unbeschwerter,
    wir verlieren Ängste, wenn wir Gott aktiv darin einbeziehen!
  4. Es gibt ein paar Regeln beim Beten.
  5. Psalmen sind Gebete für alle Lebenslagen.

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Gott sehnt sich nach uns

Das Beten ist ein Reden mit Gott. Die Beziehung zu Gott und einem Menschen ist abhängig vom Gebet.

Wer nicht betet, kann von sich aus keine Beziehung zu Gott aufbauen. Wer nicht mit Gott redet, kann ihn auch nicht kennen und lieben lernen!

Es ist wie mit einem guten Freund oder einer Freundin. Würdet ihr nie miteinander sprechen, wäre die Freundschaft schnell zu Ende. Der Mensch ist in besonderer Weise auf die Kommunikation angewiesen.

Und jetzt stellt Euch das Verhältnis zwischen Euch selbst und Gott vor. Auch Gott will, dass wir mit ihm sprechen. Er brennt regelrecht danach. Wenn ihr nicht mit Gott redet und Euch lieber anderen Dingen zuwendet, dann wird Gott eifersüchtig:

„Eifersüchtig sehnt Gott sich nach dem Geist, den er in uns wohnen lässt.“

(vgl. Jakobusbrief Kapitel 4, Vers 5).

Das heisst, dieser Gott ist nicht irgendwie ein abstraktes Gebilde, sondern der liebende Gott ist eine reale Person, die uns besser kennt als jeder andere Mensch auf der Welt, der sogar die Haare auf unserem Kopf gezählt hat.

„Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.“

(Matthäus 10,13)

Wenn wir ehrlich sind, müssen wir eingestehen, dass wir uns selbst nicht einmal so wichtig nehmen, wie Gott uns wichtig nimmt. Oder interessierst Du Dich tatsächlich für die absolute Anzahl von Haaren auf Deinem Kopf?

Weil Gott uns besser kennt als wir uns selbst, weil er jede einzelne Zelle in uns kennt, unsere Geschichte, unsere Brüche, und von unseren erblichen Anlagen weiss, liebt er uns auf eine Art und Weise, wie es sonst niemand auf dieser Welt vermag.

Gott wird eifersüchtig, wenn wir uns gar nicht um ihn kümmern, wenn wir ihn links liegen lassen und ihn nicht in unser Leben einbeziehen.

Wir können das selbst ganz gut nachvollziehen: Angenommen wir haben einen besten Freund oder eine beste Freundin, den oder die wir auf eine besondere Art und Weise gern haben und wir sind irgendwo auf einem Fest und diese Person redet mit uns kein einziges Wort, sondern ist immer bei anderen Leuten – dann werden wir doch eifersüchtig – oder nicht?

Und genauso geht es Gott. Ist das nicht wunderbar? Wir sind für Gott so wichtig, dass er eifersüchtig wird, wenn wir uns nicht mit ihm befassen. Wenn wir z. B. nur Fussball, Uni-Hockey – überhaupt Hobbies – im Kopf haben und Gott aus unserem Leben ausschliessen. Dabei schliesst das eine das andere nicht aus!

Wenn du z.B. dein Fussballspiel mit Gott beginnst, indem du zu Beginn betest:

„Mein Herr und mein Gott (oder: Jesus), ich widme Dir jetzt dieses Spiel. Lass mich ein fairer Spieler sein. Sei bei mir.“

dann ist das ganze Spiel schon geheiligt.

Unbeschwerter leben!

Aber unser Leben wir reicher und unbeschwerter, wenn wir Gott aktiv darin einbeziehen! Ich will Dir erklären, warum das so ist:

  • Du wirst gelassen und ruhig.
  • Du verlierst Ängste.
  • Du weisst, jemand, der mächtiger ist als alles anderekümmert sich um Dich!

Du wirst gelassen, weil Du Deine Sorgen Gott überlässt. Denn Du weisst, dass er die Dinge regelt und eine Lösung findet.

1. Petrus 5,6-7:
„Beugt euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist! Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch!“

Psalm 55,22:
„Wirf deine Sorge auf den HERRN, er wird dich erhalten! Niemals lässt er den Gerechten wanken.“

Matthäus 11,28-30:
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele…“

Wir merken es umgekehrt, wenn wir uns mit Aufmerksamkeit Gott zuwenden und mit ihm sprechen: Er beschenkt uns dann nämlich nach und nach mit einem hervorragenden Gefühl und einer Leichtigkeit des Herzens.

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Glaube an Jesus

Die Sicherheit, dass Jesus der Sohn Gottes und nicht bloss ein Mensch ist, gibt erst der Glaube.

Der Glaube ist das Betreten neuer, göttlicher Bereiche der Realität und des Lebens.

Gott ruft den Menschen und gibt ihm neue Erkenntnis und das Versprechen eines neuen Lebens. Lässt sich der Mensch darauf ein, dann begegnet er Gott und erhält das, was das Wort Gottes versprochen hat.

Dass das Gotteswort nicht trügt, davon zeugen die neuen Freunde und eine neue Erkenntnis, die man gewinnt, wenn man Gott vertraut. Ebenso neuer Friede und ein neuartiges Leben.

Die MöglichkeitGott zu begegnen, gewährt der Heilige Geist, den Jesus seiner Kirche gesandt hat.

Er gibt dem menschlichen Geist die Befähigung, mit Gott Verbindung aufzunehmen. Schon der Verstand und die Wissenschaft geben Hinweise darauf, dass Jesus tatsächlich gelebt hat und dass er der Sohn Gottes ist. Aber die äusseren Hinweise sind noch kein Glaube. Sie führen erst bis zur Tür des Glaubens. Sie geben nur einigermassen Sicherheit, dass das Wort des Glaubens wahr ist.

Die Sicherheit des Christen ist eine Sicherheit des Glaubens und der Vernunft (siehe Thema Schöpfung / Zufall) und keine wissenschaftliche Sicherheit.

Der Christ glaubt einer Person und keinem mathematisch logischen Schluss. Es ist wie das Vertrauen des Kindes in seine Mutter.

Der Glaube ist nicht nur eine Angelegenheit des Verstandes. Trotzdem kommt man zu keinem tiefen Glauben ohne verstandesmässige Untermauerung. Der Glaube geht nämlich über den Verstand hinaus, aber nicht ohne den Verstand. Der Glaube muss also auch vernünftig sein.

Gebetshaltung einüben

Aber: ein Gebet muss eingeübt werden, weil Gott eben keine Person ist, die sichtbar gegenübersteht. Beten muss man lernen. Und zum Beten braucht man Glauben und Glaubensbrüder, die einen stärken! So habe ich das auch erfahren.

Für das Beten braucht es ein paar Grundregeln:

  1. Das Wissen, dass Gott tatsächlich zuhört.
  2. Gott will, dass man ihn „in die Pflicht“ nimmt.
  3. Zuerst seinen Mitmenschen vergeben!
  4. Man muss kindlich glauben, dass Gott die Gebete erhört„Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“. (Matthäus Kapitel 18 Vers 3)
  5. Ziel des Gebetes muss das Reich Gottes sein!  „Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben“. (Matthäus Kapitel 6 Vers 33)
  6. Ergebnisoffen beten: Gott überlassen, wie eine Sache geregelt wird.

Gott ist da – er hört zu

Gott ist da – er hört zu. Wenn Du mit ihm sprichst, dann stelle alles ab, was Dich ablenken könnte.

Handy auf Flugmodus.

Das Gebet ist ein Gespräch mit Gott. Sich für das Gebet vorzubereiten bedeutet, sich zu entschliessen, jetzt zu beten.

  • Trenne dich von allem, was dich daran behindert. Schau auf Gott und wende dich ihm zu.
  • Gott – der Vater steht schützend hinter dir.
  • Jesus steht vor dir, vor deiner Tür und wartet auf dich. Er wartet, bis du ihm aufmachst und ihn anschaust.
  • Der Heilige Geist will sich in dein Herz ergiessen.
  • Öffne dein Herz! Sich öffnen heisst, sich bewusst zu werden: „Gott, du bist da.“
  • Das Gebet ist der Raum, in den Gott kommt, um dir nahe zu sein und dir seine Gaben zu geben.

Bei Zerstreuungen sage: „Ich will jetzt bei dir, mein Gott, bleiben“; vermeide jede Spannung und nimm ruhig das Gebet wieder auf.

Jesus hat uns selbst versprochen:

„Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“.

(Matthäus 28,20b)
Als Mose den brennenden Dornbusch sah, antwortete Gott dem Mose:

„Ich bin der «Ich-bin-da». (2. Buch Mose 3,14)

Gott ist also immer da!

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Gott in die Pflicht nehmen

Im Psalm 37,5 heisst es:

„Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm; er wird es fügen“.

In diesem Psalmvers ist vieles gesagt. Für mich persönlich ist er sehr wichtig.

Gott will nämlich, dass Du ihn ernst nimmst und dass Du ihm Deine Sorgen und Anliegen regelrecht zur Lösung „anbefiehlst“.

Pater Buob (SAC) sagt dazu, dass dies die Verherrlichung Gottes ist, wenn wir Texte aus der Heiligen Schrift, die ja das Wort Gottes sind, ernst nehmen und Gott im Gebet darauf verweisen!

Ich selbst war auch schon in Notlagen und habe Jesus meine Probleme zur Lösung befohlen – er hat mich noch nie enttäuscht und es haben sich die Dinge immer wunderbar gefügt.

Beispiel:

Bete z.B.: Jesus, Du kennst das Problem XY. Ich weiss nicht mehr weiter. Du bist allmächtig. Ich bin Dein Kind! Kümmere Dich jetzt um mich! Ich befehle Dir meinen Weg… Finde Du eine Lösung!

Deswegen braucht es auch VertrauenVertraue Jesus wie ein Kind seinem Vater, wie Deinem besten Freund! Jesus liebt Dich. Deswegen wird er auch alles fügen, wenn Du zu ihm kommst.

Zum „Vertrauen“ eine Geschichte aus der Hl. Schrift:
(Mt 14, 22-33)
„Gleich darauf drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort. Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.

Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!

Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.“

Das Entscheidende dieser Geschichte ist:

keine Angst zu haben und nicht an Jesus zu zweifeln! Petrus begann erst dann unterzugehen, als er an dem Wort Jesus zweifelte und Angst bekam!

 

MITMENSCHEN VERGEBEN

Frieden schliessen mit dem Gegner

Mt 5,25„Schliess ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und du wirst ins Gefängnis geworfen“.

Mt 5,38-39„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“. 

Von der Liebe zu den Feinden Mt 5, 43-48:
„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüsst, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“.

Mt 6,14-15„Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebtdann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben“.

Man muss allen vergeben und sich mit allen Menschen versöhnen, wenn man wünscht, dass das Gebet zu Gott gelangt (vgl. Markus 11,25).

Wenn wir mit jemandem zerstritten sind, haben wir ihm unser Herz versperrt, und das bedeutet, dass in uns das Band der Liebe durchtrennt ist. Dann kann der Heilige Geist nicht zu uns kommen, denn Gott ist Liebe.

Es ist unmöglich, Gott anzunehmen, aber die Menschen, die er liebt, abzulehnen. Wenn Gott Liebe ist und wir aber im Hass sind, funktioniert die Kommunikation nicht. Denn Hass und Liebe können nicht miteinander reden.

Ausserdem sind Streit und Feindschaft Sünden, denn man schenkt dem Bösen Glauben.

Solange das Böse im Herzen wirkt, kann Gott nicht hinein.

Damit wir vergeben und um Vergebung bitten können, ist es wichtig, in Gedanken zu jenen Menschen zu gehenmit denen wir in einem gespannten Verhältnis leben, und ihnen geistig die Hand zu reichen, sie segnen.

Gebetsbeispiel:
„Vater, ich vergebe XY für dies oder jenes. Ich übergebe sie in Deine Hand. Du kannst alles heilen. Vergib mir auch meine Schuld“

Der Mensch ist am grössten, wenn er vergibt, dann entzieht er sich der Verführung und erhält Freiheit.

Die Vergebung ist die Grundvoraussetzung für die geistige, die psychische und auch die körperliche Gesundheit.

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GLAUBEN, DASS GOTT GEBETE ERHÖRT!

Mt 6,25-34: „Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt.

Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?

Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen:

Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.

Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!

Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht:

  • Was sollen wir essen?
  • Was sollen wir trinken?
  • Was sollen wir anziehen?

 Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiss, dass ihr das alles braucht.

Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.

Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage“.

Vom Vertrauen beim Beten

Mt 7,7

„Bittet, dann wird euch gegeben;
sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.

Denn wer bittet, der empfängt;
wer sucht, der findet;
und wer anklopft, dem wird geöffnet.

Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet?

Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten“.

Das Reich Gottes suchen bedeutet, sich ganz auf Gott zu stützen; nicht nur mit dem Wissen, sondern auch mit dem Herzen spüren, dass Jesus Christus der Herr der ganzen Welt und somit auch unseres Lebens ist.

Zuzulassen, dass sein Wille geschieht, bedeutet auch, frei zu sein von allen Mächten, die uns gefährden, es bedeutet, vor Freude zu jubeln, weil Jesus die zerstörerischen Mächte der Welt besiegt hat, die uns glücklich und vollkommen machen will. Wenn wir erlauben, dass Gott über unser Leben verfügt, und wenn wir uns in jeder Kleinigkeit und jedem Detail des Lebens an ihn anlehnen, dann erhalten wir alles.

Wenn dagegen Gott nicht über unser Leben herrscht, dann können wir nichts vollbringen, da uns der Böse behindert.

Deshalb ist es beim Gebet enorm wichtig, unser Leben und die gesamte Welt immer mehr der Führung Gottes zu überlassen.

Vater unser

Während Jesus einmal betete, baten ihn die Apostel, auch sie beten zu lehren, und er lehrte sie das „Vater unser“ (vgl. Lukas 11,1).

Das „Vater unser“ ist das göttliche Gebet, weil es von Gott kommt. Es ist immer heilsam. Es ist das Gebet Jesu, und ER betet es selber mit dir und in dir.

Jedes Gebet ist heilsam, jedes Gebet heilt deine Seele, aber das „göttliche Gebet“, womit du täglich öfters deine „geistliche Toilette“ machen solltest, ist das Vaterunser.

VATER UNSER IM HIMMEL,
GEHEILIGT WERDE DEIN NAME,
DEIN REICH KOMME,
DEIN WILLE GESCHEHE,
WIE IM HIMMEL SO AUCH AUF ERDEN,
UNSER TÄGLICHES BROT GIBT UNS HEUTE
UND VERGIB UNS UNSERE SCHULD,
WIE AUCH WIR VERGEBEN UNSEREN SCHULDIGERN,
UND FÜRHE UNS NICHT IN VERSUCHUNG,
SONDERN ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN. AMEN.

Das Vater Unser soll man nicht einfach „herunterbeten“, sondern bei wichtigen Sätzen soll man innehalten und nachdenken. Nur so wird die Verbindung zu Gott ganz innig.

Versuche einmal Folgendes:

„Telefoniere“ mit Gott. Nimm Verbindung mit ihm auf und sage: „Vater!“

Er wird dir antworten: „Du!“ und du sagst ihm auch: „Du!“. Du. Du…Die Leitung ist frei….

Dann wähle folgende Nummern:

 

  1. Persönliche Bitten („Verhandle“ um alles, was Du brauchst“),
  2. Bekenne Deine Sünden. (Vergib uns unsere Schuld),
  3. Vergib. (Wie auch wir vergeben),
  4. Verzichte. (Führe uns nicht in Versuchung)
  5. Nimm dein Kreuz an. (Erlöse uns von dem Bösen).

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„Langweilen“ vor Gott

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Pater Buob spricht auch von einem „Langweilen“ vor Gott. Wenn man keine Worte finden kann, sollte man einfach in die Kirche sitzen und sich dem eucharistischen Herrn „aussetzen“ und ihm Zeit schenken. Auch das kann ein Gebet sein!

Alternativ gibt es auch die Anleitung „eine Viertelstunde vor dem Allerheiligsten“.

Psalmen

Die Psalmen sind das Gebetbuch der Bibel.

Bei den Juden haben sie ebenso wie bei den Christen eine wesentliche Bedeutung für das Gebet in Gemeinschaft und das private Beten.

Für uns Christen sind die Psalmen auch Gebet Jesu. Wir können davon ausgehen, dass Jesus gemäss der Tradition des Volkes Israel die Psalmen gebetet hat und ihre Worte auch in der Zwiesprache mit seinem Vater im Himmel gebraucht hat. Wer die Psalmen betet, betet also mit den Worten Jesu.

Hier gibt es Psalmen zu allen Lebenslagen.

 

24.01.2023 / Pfr. Stephan Schonhardt in Anlehnung an Prof. Dr. Tomislav Ivančić

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